Gewalt gegen Lesben

Merkmale und Tatsachen

Lesben erfahren strukturelle Gewalt und Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung.

In einer Studie von LesMigras zu Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen/bisexuellen Frauen und Trans* gaben mehr als 29% der Befragten an, von Familienmitgliedern, Partner*innen oder Freund*innen beschimpft oder beleidigt worden zu sein. Von Fremden in der Öffentlichkeit wurden sogar 65% beschimpft oder beleidigt.

18% wurden im öffentlichen Raum bereits körperlich angegriffen und 22% haben dort sexualisierte Übergriffe erlebt. Mehr als 30% gaben an, mindestens einmal am Arbeitsplatz gemobbt worden zu sein.

Darüber hinaus kommt auch in lesbischen Beziehungen häusliche Gewalt vor. Dieser kann nur entgegengewirkt werden, wenn sie nicht länger tabuisiert wird.

Strukturelle Gewalt und Diskriminierung

Mit der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2001 und der Öffnung der Ehe im Jahr 2017 sind homosexuelle Lebensweisen in der Öffentlichkeit verstärkt diskutiert und damit auch sichtbarer geworden. Dennoch sind Diskriminierungen und strukturelle Gewalt gegen Lesben nach wie vor weit verbreitet. Ein heterosexueller Lebensstil gilt immer noch als Norm.

Sowohl das lesbische Coming-Out als auch das alltägliche Leben können von diskriminierenden und gewalttätigen Erfahrungen begleitet sein.

So berichten lesbische Frauen zum Beispiel, dass sie in der Öffentlichkeit aufgrund ihres Aussehens und Verhaltens (Händchen halten, Küssen) beschimpft, angerempelt, zusammengeschlagen oder sexuell belästigt werden. Da sich Betroffene gewalttätiger Übergriffe im öffentlichen Raum gegenüber der Polizei nicht immer outen wollen, gehen diese Taten häufig nicht in die polizeiliche Statistik zu Gewalt aufgrund der sexuellen Orientierung ein.

Oftmals erfahren Lesben auch Gewalt und Diskriminierung im nahen Umfeld, etwa durch Familienmitglieder und Freund*innen. Hinzu kommen häufig Diskriminierungen und auch Mobbing am Arbeitsplatz.

Viele Lesben überlegen sich genau, an welchen Orten sie sich outen, um so das Risiko von Gewalt und Diskriminierung zu verringern. Eine besondere Form von Gewalt gegen Lesben stellt es dar, jemanden zwangsweise z.B. am Arbeitsplatz oder in der Herkunftsfamilie zu outen oder dies anzudrohen. Mit 36% gab mehr als ein Drittel der Befragten in der Studie von LesMigras an, von der Familie, von Verwandten, Partner*innen oder Freund*innen ungefragt geoutet worden zu sein.

Viele Lesben sind nicht nur als Frauen und Lesben, sondern zusätzlich auch z.B. aufgrund von Rassismus, Behinderung und/oder Armut von Mehrfachdiskriminierung betroffen.

Deshalb sind auch Räume innerhalb der lesbischen, lesbisch-schwulen oder queeren Szene bzw. Community häufig keine gänzlich sicheren Schutzräume. Zwar werden sie oft als solche betrachtet. Doch Gewalt wird nicht nur von außen an die Szene herangetragen, es kann auch innerhalb der Szene zu Diskriminierungen, Ausschlüssen und Gewalt kommen.

Auch Trans*Personen und nicht-binäre Menschen sind im besonderen Maße von Gewalt betroffen.

Die Studien, die derzeit zu geschlechtsspezifischer Gewalt zu Verfügung stehen, berücksichtigen diese Geschlechtsidentitäten nicht bzw. fragen nicht nach Trans*Identitäten. Lediglich LesMigras stellt in einer Studie zu Gewalt und (Mehrfach-) Diskriminierung von lesbischen/bisexuellen Frauen und Trans* in Deutschland vor, wie und wo diese Gewalt und (mehrfache) Diskriminierung erleben.

Gewalt in Beziehungen

Auch in lesbischen Beziehungen kommt es zu häuslicher Gewalt.

Auch lesbische Frauen können also Gewalt durch (Ex-)Partnerinnen erleben.

Derzeit gibt es in Deutschland keine Studie zu häuslicher Gewalt, die genaue Zahlen zur Gewaltbetroffenheit in lesbischen Beziehungen bietet. In der 2004 erschienenen Studie zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ konnten lesbische Frauen nicht erfasst werden, da weniger als 1% der Befragten Angaben über ihre sexuelle Orientierung machten. Untersuchungen vor allem aus dem anglo-amerikanischen Raum gehen allerdings davon aus, dass häusliche Gewalt in lesbischen und schwulen Beziehungen fast ebenso häufig vorkommt wie in heterosexuellen Beziehungen.

Auch die Formen der Gewalt unterscheiden sich kaum von denen in heterosexuellen Beziehungen.

So kann es z.B. zu körperlicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, psychischer Gewalt und Stalking kommen. Zwangsoutings oder die Drohung damit sind eine spezifische Form von Beziehungsgewalt in nicht-heterosexuellen Beziehungen.

Dass häusliche Gewalt in lesbischen Beziehungen lange Zeit ein Tabu war und in weiten Teilen immer noch ist, liegt u.a. daran, dass Frauen häufig eher als Opfer von (Männer-) Gewalt gesehen werden, nicht aber als Täterinnen.

Die Tabuisierung von Gewalt in Beziehungen zwischen Frauen sowie Diskriminierungserfahrungen im Alltag können es für die Betroffenen schwierig machen, mit dem Erlebten umzugehen oder mit jemandem darüber zu reden.