Wie kann ich jemand anderem helfen?

Geht es um häusliche Gewalt? Haben Sie das Gefühl, dass die Frau und/oder ihre Kinder in akuter Gefahr sind? Dann können auch Sie die Polizei rufen.

Beratung und Unterstützung suchen - nutzen Sie die Angebote der Beratungsstellen.

Wenn Sie eine Frau kennen, die von Gewalt betroffen ist, können auch Sie sich an eine Fachberatungsstelle wenden. Auch wenn Sie sich unsicher sind und Fragen haben, sind Sie bei einer Beratungsstelle an der richtigen Adresse.

Dort kann gemeinsam erarbeitet werden, wie Sie die Betroffene unterstützen können.

Wenn Gewaltbetroffene über das Erlebte sprechen, dann zuerst und am häufigsten mit Personen aus ihrem nahen Umfeld. Es ist dabei sehr wichtig, wie die vertrauten Personen reagieren. Eine verständnisvolle und unterstützende Umgebung beeinflusst wesentlich, wie Betroffene mit den Erfahrungen umgehen können.

Trauen Sie sich, der Frau Ihre Hilfe anzubieten. Hören Sie der Frau gut zu und machen Sie ihr Mut.

Schaffen Sie Möglichkeiten, dass die gewaltbetroffene Frau über die Ereignisse reden kann. Zentral ist dabei, die Betroffene ernst zu nehmen mit dem, was sie erzählt, was sie erlebt hat und fühlt. Zweifel sind fehl am Platz und können zusätzlich stark belasten. Glauben Sie der Betroffenen und bewerten Sie nichts.

Viele Frauen machen die Erfahrung, dass Ihnen nicht geglaubt wird. Oder dass in Frage gestellt wird, was sie erzählen. Auch viele Frauen mit Behinderung machen diese Erfahrung, obwohl gerade sie sehr häufig Gewalt erleben.

Respektieren Sie es auch, wenn die betroffene Frau nicht reden möchte. Wichtig ist zu zeigen, dass Sie bereit sind, zuzuhören und Ihre Hilfe anzubieten. Haben Sie Geduld und setzen Sie die Betroffene Frau nicht unter Druck. Manchmal ist es sehr schwer, über die Erlebnisse zu sprechen. Manchmal braucht das Zeit.

Jede Frau erlebt Gewalt anders. Es ist immer wichtig, dass die Frau selbst entscheidet, was sie braucht.

Wichtig ist: Setzen Sie betroffene Frauen nicht unter Druck und leiten Sie keine Maßnahmen gegen ihren Willen ein, auch wenn das manchmal schwer fällt. Entscheiden Sie nichts über den Kopf der Betroffenen hinweg. Wichtig ist, die Betroffene zu bestärken und zu unterstützen, ohne sie zu Handlungen zu drängen. Die Betroffene sollte selbst über nächste Schritte entscheiden können. Interventionen sollten nicht ohne Absprache oder gegen den Willen der Betroffenen vorgenommen werden. Unterstützung muss sich stets an den Bedürfnissen der Betroffenen orientieren, nicht an den eigenen Bedürfnissen.

Begleitung und Alltagshilfen

Sie können die Betroffene auch im Alltag begleiten und Ihre Hilfe anbieten, z.B. bei Terminen bei Ärzt/innen, Anwält/innen oder einer Beratungsstelle. Sie können gegebenenfalls auch bei der Wohnungssuche oder bei der Kinderbetreuung unterstützen.

Gewalt ist nie in Ordnung - und Betroffene haben keine Schuld!

Gewaltbetroffene Frauen und Mädchen haben keine Schuld an dem, was passiert ist. Wichtig ist in jedem Fall, klar Stellung zu beziehen und die Ausübung von Gewalt zu verurteilen. Stehen Sie auf der Seite der Betroffenen.

Auf die Situation der Frau achten

Die Lebenssituation von Frauen sind sehr unterschiedlich - so auch die Unterstützung und Hilfe, die Betroffene nach Gewalterfahrungen brauchen. Es ist wichtig, darauf zu achten, was die gewaltbetroffene Frau braucht und wer gegebenenfalls mit einbezogen werden sollte.

So können sich Besonderheiten ergeben, wenn die betroffene Frau eine Behinderung hat. Zum Beispiel haben manche Menschen mit Behinderung eine gesetzliche Betreuung. Je nachdem, wofür die gesetzliche Betreuerin oder der gesetzliche Betreuer zuständig ist, muss sie/er über weitere Schritte informiert werden. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn es um einen neuen Wohnort für die betroffene Frau oder auch rechtliche Fragen geht. Auch wenn die betroffene Frau in einer Einrichtung der Behindertenhilfe lebt, muss überlegt werden, welche Personen mit einbezogen werden.

Wichtig ist auch hier: Besprechen Sie das mit der betroffenen Frau.

Wenn die gewaltbetroffene Frau Assistenz- oder Pflegebedarf hat, ist es wichtig darauf zu achten, dass dieser abgesichert ist. Das kann z.B. der Fall sein, wenn die Gewalt vom Partner ausgeht, der zugleich die Assistenz oder Pflege übernimmt. In solchem Fall müssen Alternative gefunden werden.

Auf sich selbst achten

Wenn man andere unterstützen möchte, ist es zugleich wichtig, auf die eigenen Grenzen zu achten. Es kann sehr belastend sein, von einer Gewalttat zu erfahren oder diese mitzuerleben. Auch kann es einen selbst überfordern, wenn man eine andere Person gut unterstützen möchte.

Vielleicht wissen auch Sie manchmal nicht, wie sie sich "richtig" verhalten sollen und gut unterstützen können. Oder Sie fühlen sich hilflos und sind wütend. Wichtig ist, die betroffene Frau nicht zu sehr mit Ihren Gefühlen zu konfrontieren.

Auch Sie als Unterstützungsperson können in einer Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen über den Umgang mit ihren eigenen Grenzen sprechen.